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// Sarah Pfäffli, Berner Zeitung

«Die ‹Arena› ist nicht nur laut»

Morgen wird die erste «Arena» nach der Sommerpause ausgestrahlt. Moderator Reto Brennwald zieht nach einem Jahr Bilanz, wünscht sich einen anderen Sendeplatz und zeigt sich enttäuscht von Bundesrat Merz.

Morgen wird die erste «Arena» nach der Sommerpause ausgestrahlt. Moderator Reto Brennwald zieht nach einem Jahr Bilanz, wünscht sich einen anderen Sendeplatz und zeigt sich enttäuscht von Bundesrat Merz.

 

Herr Brennwald, Sie sind letztes Jahr angetreten, um die «Arena» spannender zu machen und die Quote zu heben. Ist es Ihnen gelungen?
Reto Brennwald: Wir sind auf guten Wegen, das spüre ich auch aus den Reaktionen, die wir erhalten. Die Quoten stimmen ebenfalls. Aber es gibt Bereiche, die wir optimieren können.

Zum Beispiel?
In den hinteren Reihen könnte die Mischung der Gäste besser sein. Da waren wir bisher vom Zufall abhängig, weil die Parteien traditionell jene Leute schicken durften, die sie wollten. Wir würden diese Auswahl gerne stärker beeinflussen. Damit könnte man die Anzahl der Gäste reduzieren, aber sicherstellen, dass es eine hochkarätige Auswahl bleibt.

Was haben Sie gelernt in diesem Jahr?
Ich habe einige Zeit benötigt, um zu merken, dass einige Politiker in der «Arena» einen Politjargon verwenden, der fast immer gleich tönt. Jetzt habe ich das Gefühl, dass ich sie besser dazu bringen kann, Klartext zu sprechen.

Was sonst macht einen guten «Arena»-Moderator aus?
Er macht seinen Job gut, wenn man ihn nicht wahrnimmt. Wenn er die Sendung wie mit unsichtbarer Hand führt und es schafft, dass eine spannende Diskussion entsteht.

Die «Arena» hat dank der Finanzkrise ein spannendes Jahr hinter sich, oder täuscht das?
Die Krise war für uns eher schwierig zu thematisieren, weil es lange ging, bis die Auswirkungen für die Menschen in der Schweiz spürbar waren. Politisch gesehen waren die vier Jahre davor spannender. Inzwischen hat sich die Lage beruhigt, die Nachwehen der Blocher-Abwahl verebben. Das ist gut fürs Land, aber nicht unbedingt für die «Arena» (lacht).

Politik ist oft harzige Arbeit im stillen Kämmerchen. Die «Arena» aber lebt vom lauten Spektakel. Wie geht das zusammen?
Nur laut ist die «Arena» bei weitem nicht. Zur Politik gehört aber auch der pointierte Auftritt. Ein guter Parlamentarier beherrscht denAuftritt im Parlament, aber auch die stillere Arbeit in den Kommissionen.

Viele Leute finden Politik langweilig. Was fasziniert Sie daran?
Als Jugendlichem ging es mir teilweise auch so. Was mich geprägt hat, sind die Jahre als Reporter bei der «Rundschau». Im Ausland wird die Schweiz permanent gelobt, unsere Demokratie, unsere Unabhängigkeit. Diese Aussensicht hat mich beeindruckt. Wir müssen keine Minderwertigkeitskomplexe haben.

Wo stehen Sie selber politisch?
Das ist die Gretchenfrage. Ich sage immer, ich bin Journalist, nicht Politiker. Der Zuschauer sollte von der Haltung des «Arena»-Moderators nicht beeinflusst werden.

Sie haben sich schon als Grünen bezeichnet. SF-intern gelten Sie offenbar als Blocher-Fan.
(Lacht) Es ist schon lustig, wie sich solche Etiketts halten. Einmal habe ich in einem Interview gesagt, Christoph Blocher sei ein attraktiver Gast – schon gelte ich als Blocher-Fan. Grün bin ich im Herzen – aber damit meine ich nicht, dass ich der Grünen Partei nahestehe.

Die Wahl eines neuen Bundesrats steht an. Was für eine Person wünschen Sie sich als «Arena»-Moderator?
Eine Person, die regelmässig in die Sendung kommt, was bei den Mitgliedern der Landesregierung leider nicht selbstverständlich ist. Eine Person, die die Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern liebt und weiss, dass dies ein wesentlicher Bestandteil der Regierungsarbeit ist. Wir waren etwas enttäuscht von Bundespräsident Hans-Rudolf Merz: Er ist während der ganzen Krise nie in der «Arena» aufgetreten.

Und welchen Wunsch haben Sie an den neuen Fernsehdirektor? 
Dass die «Arena» um 20 Uhr live ausgestrahlt wird. Ich höre von vielen Zuschauern, dass sie die «Arena» gern sehen möchten, aber am Freitagabend zu müde sind dafür. Ein Viertel unserer Zuschauer schaltet am Samstagnachmittag bei der Wiederholung ein. Aber ich weiss, dass das Programm fast in Stein gemeisselt ist. Deshalb bleibt das wohl eine Wunschvorstellung.

Sie haben kein klassisches Fernsehgesicht. War dies in Ihrer Karriere je ein Hindernis? 
Also, ich habe vielleicht ein markantes Fernsehgesicht, aber das ist eher ein Markenzeichen.

 

Interview: Sarah Pfäffli

Reto Brennwald (46) moderiert die politische Diskussionssendung «Arena» seit April 2008. Davor war er Moderator der «Rundschau». Er ist Vater eines Jungen und lebt mit seiner Familie in Zürich. «Zur Politik gehört auch der pointierte Auftritt.» «Hans-Rudolf Merz ist während der ganzen Krise nie in der ‹Arena› aufgetreten.» quoten Mehr Zuschauer Die Einschaltquoten der «Arena» steigen wieder an. Während 2006 noch 23 Prozent und 2007 24 Prozent der Zuschauer am Freitagabend SF1 einschalteten, waren es letztes Jahr schon 27 Prozent. Zu ihren bisher erfolgreichsten Zeiten unter Filippo Leutenegger (er moderierte die «Arena» 1993–1999) erreichte die Diskussionssendung über 30 Prozent.

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